Die Tennisabteilung feiert in diesem Jahr ihren 90. Geburtstag. Sie ist damit einer der ältesten Tennisvereine in Unterfranken. Nur neun Clubs in Unterfranken wurden noch früher gegründet, darunter interessanterweise auch der TSV Kitzingen, dessen Platz sich ab 1903 am Hindenburgring Nord im Schatten des Deusterschlosses befand und dessen noch aktive Mitglieder nach dem Wiederbeginn nach dem 2. Weltkrieg 1947 der Tennisabteilung beitraten.
In seiner jetzigen Form im Jahr 1874 in England erfunden, hatte das neue, attraktive Spiel nach relativ kurzer Zeit auch in Kitzingen Anhänger gefunden. Und es fanden sich immer wieder solche, die nicht nur Tennisspielen wollten, sondern auch bereit waren, einen Teil ihrer Freizeit der Allgemeinheit zu widmen, um die Rahmenbedingungen für diesen Sport zu schaffen und zu erhalten.
Die ersten 60 Jahre war man vorwiegend damit beschäftigt, für die ständig steigenden Mitgliederzahlen ausreichend Spielmöglichkeiten zu schaffen. 1931 begann man mit einem Platz auf dem Gelände der jetzigen Esso-Tankstelle an der Repperndorfer Straße. Der 2. Weltkrieg unterbrach die bereits zu Anfang erfreuliche Entwicklung. Nach der Erlaubnis durch die Besatzungsmacht begann man 1947, dort wieder Tennis zu spielen.
Schon sehr bald reichte der eine Platz nicht mehr aus. 1951 entstand trotz räumlicher Beschränktheit ein zweites Spielfeld. Nach einigen Jahren wurde es schon wieder zu eng und man suchte nach einem passenden Gelände für eine größere Anlage. Findige Männer ermöglichten den Umzug an die Kaltensondheimer Straße. Die Abteilung wuchs, auf den jetzt vier Plätzen konnten sogar Bezirksjugendturniere und als Höhepunkt im Jahr 1965 eine Bayerische Jugendmeisterschaft veranstaltet werden.
Bald schon wollte man auch im Winter nicht auf das Tennis verzichten und es entstand eine sehr provisorische Plastikhalle. Immer mehr begeisterten sich und wollten Tennis spielen. Drei weitere Plätze und eine zweite Halle entstanden, die Kapazitäten waren aber schon bald wieder ausgelastet. Auch als Folge der durch die Ölkrise gestiegenen Heizkosten löste 1983 eine neue, komfortable 3-Feld-Halle die beiden Plastikhallen ab. Zwei weitere Plätze kamen umgehend dazu.
Als mit Boris Becker und Steffi Graf auch noch die mediale Begeisterung in der breiten Öffentlichkeit einsetzte, hatte die Tennisabteilung bereits über 450 Mitglieder und baute noch einmal zwei Plätze. Tennis boomte, hatte sein elitäres Image abgelegt und sich endgültig zum Volkssport entwickelt. 1991 hatten die Mitgliederzahlen der Tennisabteilung ihren Zenit erreicht. Man verzeichnete über 600 Mitglieder und verfügte über neun Frei- und drei Hallenplätze. Rein rechnerisch wären das eigentlich wieder zu wenige Plätze gewesen, jedoch fanden sich unter den 600 zahlreiche Personen, die zu den Boom-Zeiten beigetreten waren, seit Jahren aber keinen Tennisschläger mehr zur Hand genommen hatten.
Die Erweiterung der Anlage ist seitdem für die Vorstandschaften kein Thema mehr. Die einst hohen Mitgliederzahlen nahmen im Laufe der folgenden Jahre stetig ab. Demnach beschäftigen sich die Verantwortlichen seit 30 Jahren mit ganz anderen Herausforderungen.
Zahlreiche andere Freizeitbeschäftigungen erwiesen sich als attraktiv und die Mitgliedschaft in einem Tennisverein hatte nicht mehr den Stellenwert wie in den 1980er und 90er Jahren. Das Vereinsleben hatte sich verändert. Verbrachte man früher einen Großteil seiner Freizeit noch mit Gleichgesinnten auf der Anlage, war ein Tennismatch mittlerweile eher zu einem Termin geworden und glich mehr einem Besuch auf der „Fitnessanlage“. Kam man nicht mehr zum Spielen, trat man nach einer Kosten-Nutzen-Überlegung einfach wieder aus dem Verein aus.
Trotzdem war Tennis nach wie vor eine attraktive Sportart, die viele Anhänger behielt. Die immer umfangreicher werdenden Medenrunden schafften es, die sportlich Interessierten bei der Stange zu halten. Der Gruppe der Freizeitspieler aber galt von nun an die besondere Aufmerksamkeit der Verantwortlichen. Mitgliedergewinnung und -bindung sind heute wichtige Themen. Um den Bestand der Mitglieder auf Dauer konstant zu halten, sind Trainingsangebote, Aktionstage und Einsteigerturniere hilfreich und unabdingbar. In jüngster Zeit bewegt sich durch das „Fast-Learner“-Angebot die Mitgliederzahl sogar wieder in Richtung der 350er-Marke. Auf Jugendarbeit hatte die Tennisabteilung ohnehin schon immer gesetzt. Da ist man seit langer Zeit gut aufgestellt.
Der Sport hat an Attraktivität nichts verloren, die Gegebenheiten – Plätze, Clubheim, Bewirtung – sind geschaffen und sollen erhalten werden. Die große Zahl an Tennissportlern soll sich auch in den kommenden Jahren in unserem Verein und auf unserer Anlage wohl fühlen. Deswegen blickt die Tennisabteilung zuversichtlich in die Zukunft und auf die nächsten Jahre.