Der Auszug in die weite Tennis-Welt

Lena-Marie Hofmann nach München (ANDREAS STÖCKINGER, Mainpost am 25. August 2006) Wenn in drei Wochen die großen Ferien zu Ende gehen, beginnt für Lena-Marie Hofmann ein neuer Lebensabschnitt. Dann zieht das 15 Jahre alte Tennistalent der Turngemeinde Kitzingen ins Landes-Leistungszentrum des Bayerischen Tennis-Verbandes nach Oberhaching. Fern der Heimat will die Nummer drei der deutschen Rangliste ihrer Altersklasse den nächsten Schritt in ihrer noch jungen Karriere machen.

Zu Hause in Marktbreit war Lena-Marie Hofmann in den vergangenen Wochen und Monaten eher selten. „In Berlin, in Holland, in Slowenien, in Stuttgart", zählt sie die Stationen auf, wo sie bei Turnieren spielte und um Ranglistenpunkte kämpfte. Nun steht noch einmal ein Turnier in Slowenien an. Danach ist es soweit. Sie zieht um in die Talentschmiede des Bayerischen Tennisverbandes (BTV) in den Münchner Stadtteil Oberhaching. Dort haben neben etwa einem Dutzend junger Talente auch die bei den deutschen Profis Florian Mayer und Philipp Kohlschreiber, die in der Männer-Weltrangliste derzeit zu den besten sechzig der Welt zählen, eine Wohnung.

Der Wechsel ergab sich für Lena-Marie Hofmann aus einer Einladung vom Leiter des Zentrums, Dr. Rainer Wohlmann.

Der Verband bot ihr an, nach München zu ziehen und dort zu trainieren. Die Eltern sagten erst zu, nachdem sie mit der Firma Knaus einen Sponsor gefunden hatten, der sie unterstützt. „Sonst hätten wir das finanziell nicht auf die Reihe bekommen", gibt Mutter Kerstin Hofmann zu. Die Familie muss für Unterkunft, Training und für die Heimfahrten bezahlen.

Profivertrag als Alternative

Die Alternative wäre für die Fünfzehnjährige gewesen, einen Vertrag als Profispielerin zu unterschreiben. Dazu hätte sie aber die Schule unterbrechen oder aufgeben müssen. „Dazu bin ich nicht bereit, also sind wir finanziell mehr in die Vollen gegangen", sagt Kerstin Hofmann. Sie will erst einmal ein Jahr abwarten, dann könne ihre Tochter immer noch den Schritt ins Profitennis wagen. Lena-Marie sieht das genauso. Sich schon heute ganz auf das Tennis zu verlassen, das möchte sie doch nicht. Also wird sie nach den Ferien die zehnte Klasse des Gymnasiums in Deisenhofen besuchen, die ähnlich aufgebaut ist wie ihre bisherige Schule in Marktbreit. „Dort gibt es auch einen mathematischen Zweig. Den habe ich gewählt, obwohl ich in Mathe nicht so gut bin. Aber ich wollte kein Latein", erzählt die Schülerin, die lieber Französisch oder Chemie mag. Unter den rund fünfzehn Talenten, die künftig in Oberhaching leben, wird die 1,73 Meter große Lena-Marie gemeinsam mit ihrer Freundin Katharina Bräutigam aus Augsburg, die jetzt ebenso nach München wechselt, die jüngste Bewohnerin sein. Die beiden werden auch zusammen in die gleiche Klasse gehen.

Mit dem Schulwechsel ist es nicht getan. Für Lena heißt es, dass sie sich selbst um die Dinge des Alltags, etwa Wäsche waschen oder kochen, kümmern muss. So bedeutet der Umzug ein Stück weit auch einen Sprung in die Selbständigkeit. Klar, dass Mutter Kerstin sich ein wenig Sorgen macht. Sie wird ihre Tochter nun noch seltener zu Gesicht bekommen. Dennoch steht sie voll hinter diesem nächsten Karriere-Schritt ihrer Tochter. Denn: „Ich weiß, dass es so nicht weiter gegangen wäre", sagt sie. Alleine schon wegen der Schule: Häufig musste die Tochter vom Unterricht freigestellt werden, um auf Turnieren starten zu können. 

 

 

 

 

 

 

Ohne Sport geht es nicht

An der Schwelle vom Juniorinnen-Tennis zu den Damen, wo Lena derzeit Zeit steht, wird die Luft immer dünner. Auch deshalb waren die vergangenen Wochen ziemlich anstrengend für die Nachwuchsspielerin. In der kurzen Zeit, die sie zu Hause verbringt, legt Lena die Füße aber nicht hoch. Der Tennisschläger bleibt bisweilen in der Ecke stehen, aber ganz ohne Sport? Das geht bei ihr nicht. „Vorgestern bin ich nur gejoggt, ich habe gemerkt, dass ich was machen muss", sagt sie. Ehrgeizig ist sie, zuweilen zu temperamentvoll. Das ist nicht immer gut. „Ich rege mich oft zu schnell auf, wenn es einmal nicht so läuft." Sie hat sich vorgenommen, nicht mehr so leicht und nicht mehr über jeden Fehler zu klagen. Negativerlebnisse möchte sie schneller verarbeiten. Und was gibt es am Spiel zu verbessern? Öfter ans Netz gehen, an den Grundschlägen arbeiten, nennt sie zuvorderst.

Wie leicht fällt Lena-Marie der Abschied vom trauten Heim? „Wegen der Freunde hier ist es schon schwer. „Aber ich bin am Wochenende öfters mal hier“, sagt sie. Außerdem gebe es das Internet, da könne man mit den Freunden in ständigem Kontakt bleiben.

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